Motivierte Laien können Selbsttests auf SARS-CoV-2 in Eigenregie zuverlässig durchführen. Die oft kritisierte niedrigere Sensitivität der Antigentests spielt bei regelmäßig wiederholtem Testen keine Rolle. Wichtiger ist die Spezifität – und die ist bei allen zugelassenen Testkits hoch.

Antigenschnelltests auf SARS-CoV-2 können bei korrekter Abstrich-Entnahme und Testdurchführung hochinfektiöse Personen rasch identifizieren. Die ersten Sonderzulassungen von SARS-CoV-2-Testkits für die Anwendung durch Laien hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit 24. Februar für Testkits für den nasalen Abstrich erteilt. Es handelt sich um beim BfArM gelistete, den Mindestkriterien entsprechende und vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bezüglich der Sensitivität evaluierte Tests, die schon eine CE-Kennzeichnung für professionelle Anwender besitzen, aber durch Ausstattung mit speziellen Tupfern für den Nasalabstrich und eine illustrierte Gebrauchsanweisung für die Anwendung durch Laien angepasst wurden. Nach Herstellerangaben weisen sie gute Werte für Sensitivität (>96 Prozent) und Spezifität (>99 Prozent) auf (s. Kasten). Der erste, am 10. März gelistete Sputum-Test auf das neue Coronavirus hat ein geringere Sensitivität (ca. 92 Prozent).

Kasten: Tests mit Sonderzulassung zur Eigenanwendung durch Laien (Stand 11.3.2021)

Der Antigentest weist Infektiosität nach 

Aber wie maßgeblich ist die limitierte Testempfindlichkeit überhaupt, wenn es um ein Screening auf Infektionen geht? Zu diesem Zweck sind die Regelmäßigkeit und die Schnelligkeit des Testens viel wichtiger als die Testsensitivität, darauf weisen Harvard- und Yale-Autoren hin. „Testen, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 zu bremsen, fragt nicht, ob jemand RNA von einer vergangenen Infektion in der Nase hat, sondern ob er oder sie heute infektiös ist“, betonen M.J. Mina und Mitarbeiter von der Harvard School of Public Health, wo sie Pilotprojekte mit Lateral-Flow-Tests auswerten. Die Kritik an der angeblich zu geringen Empfindlichkeit der Antigentests kehren die Experten um: Sie argumentieren, dass diese Assays im Sinne eines Screenings genau im richtigen Bereich anschlagen, während der PCR-Test quasi „überreagiere“. Die untere Nachweisgrenze (Limit of Detection, LOD) betrage bei Lateral-flow-Antigentests typischerweise ca. 105 Viruskopien/ml. Sie erkennen damit die typische hohe Viruslast, die Infizierte in der Phase der Infektiosität aufweisen, etwa 4 bis 8 Tage nach Symptombeginn. Zwar weisen PCR-Tests dank Amplifikationstechnik die RNA von SARS-CoV-2 um mindestens zwei Größenordnungen sensitiver nach (LOD ca. 103 Kopien/ml). Aber genau diese Detektion kleinster Virusmengen könne beim Screening auf Infektiosität in die Irre führen. Nämlich dann, wenn bei ct-Werten über 30 kleinste RNA-Mengen oder irrelevante RNA-Bruchstücke nachgewiesen werden, die für eine Transmission unerheblich sind. „Das kurze Zeitfenster der Infektiosität – in dem Antigentests anschlagen – kontrastiert mit der Spanne von median 22 bis 33 Tagen, die Infizierte PCR-positiv sind – länger bei schweren Infektionen und kürzer bei asymptomatischen Personen“, schreiben die Forschenden. „Dies legt nahe, dass 50–75 Prozent der Zeit, in der eine Person PCR-positiv ist, sie wahrscheinlich nicht mehr infektiös ist“, erklären die Wissenschaftler im Fachjournal „The Lancet“.

Zur Erinnerung: Was ist der Ct-Wert?

Als Threshold Cycle, Ct-Wert oder kurz Ct, wird bei der Realtime-PCR (Polymerase Chain Reaction; Nukeinsäure-Amplifikationstechnik) der Amplifikationszyklus bezeichnet, bei dem die Reaktion in die exponentielle Phase eintritt und das gesuchte Nukleinsäurefragment durch eine Fluoreszenzreaktion sichtbar wird. Bei konstanten Reaktionsbedingungen ist der Threshold Cycle proportional zur Menge der untersuchten DNA oder RNA und kann zur Quantifizierung benutzt werden. Aus diesem Grunde wird die Realtime-PCR auch als quantitative PCR oder qPCR bezeichnet. Je höher der Ct-Wert, desto geringer war die eingesetzte Menge DNA/RNA.
Die ermittelten Ct-Werte sind zwischen PCR-Assays verschiedener Hersteller nur mit Einschränkungen vergleichbar. Eine Ct-Schwelle, ab der eine Person infektiös bzw. nicht mehr infektiös ist, kann nicht pauschal angegeben werden, eben sowenig wie eine bestimmte Virusmenge, die zu einer Infektion bei exponierten Personen führt. Angaben für Kontagiosität reichen von Ct-Werten zwischen 20 und 30. Ein CT-Wert >30 darf als „nicht mehr infektiös“ gelten, da ab dieser Grenze SARS-CoV-2 in Studien nicht mehr kulturell anzüchtbar war (4 = Mina et al.). 
Ein Ct-Wert von 18 bis 21 spiegelt eine – mit größter Wahrscheinlichkeit kontagiöse – Viruslast von 100.000 (105) bis 1 Million (106) RNA-Kopien pro Milliliter Probe. Diese Konzentration dürfte von evaluierten Lateral-Flow-Antigentests sicher nachgewiesen werden, eine korrekte Probeentnahme und Auswertung vorausgesetzt. Ihre untere Nachweisgrenze (Limit of Detection/LOD) wird bei ca. bei 100.000 (105) Kopien/ml gezogen. PCR-Assays reagieren schon bei einer um zwei Größenordnungen niedrigeren Viruslast positiv, ab etwa 103 Kopien/ml (5 = Larremore DB et al.)

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