Vermehrte Impfdurchbrüche beim Vakzin von Johnson & Johnson nähren Zweifel an dessen Wirksamkeit gegen die Delta-Variante. Diskutiert wird vor allem, ob die Einmaldosis ausreichend ist. FOCUS Online klärt die wichtigsten Fragen für die rund 2,6 Millionen mit dem Impfstoff Geimpften in Deutschland.
Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson gerät zunehmend in die Kritik. Ursache dafür sind unter anderem zahlreiche Impfdurchbrüche in Island. Das Land befindet sich trotz einer hohen Impfquote gerade inmitten einer vierten Corona-Welle. Auffallend dabei ist: Rund die Hälfte der Betroffenen war zuvor mit dem Janssen-Vakzin geimpft worden, wie isländische Medien berichten. Dieses ist zwar als Einmaldosis zugelassen – Island will nun allerdings mit Auffrischungsimpfungen starten.
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Bedeutet das, die Impfung reicht nicht aus, um wirksam vor Covid-19 zu schützen? FOCUS Online beantwortet die wichtigsten Fragen für all diejenigen, die das Vakzin von Johnson & Johnson erhalten haben.
Wieso gibt es bei Johnson & Johnson überhaupt nur eine Impfdosis?
Dass der Impfstoff mit einer Einfachdosis zugelassen wurde, liegt in der durchgeführten klinischen Studie begründet. Während der Entwicklung der Vakzine entschieden sich die Hersteller Biontech/Pfizer, Astrazeneca und Moderna für eine Zweifach-Dosis – Johnson & Johnson setzte hingegen schnell auf die Einmalgabe.
In vorherigen Studien experimentierte der Pharma-Riese auch mit zwei Dosen im Abstand von 56 Tagen. In der Gruppe der 18- bis 55-Jährigen hatten jedoch etwa einen Monat nach der einmaligen Impfung laut Hersteller bereits über 90 Prozent der Teilnehmer neutralisierende Antikörper in höheren Konzentrationen im Blut. Schwere Covid-Verläufe ließen sich laut Hersteller um durchschnittlich 77 Prozent und 85,9 Prozent (ab den Tagen 14 und 28 nach der Impfung) verhindern. Eine zweite Dosis wurde dann als nicht mehr notwendig erklärt.
Reicht die Einmaldosis jetzt doch nicht aus?
Die Impfdurchbrüche in Island legen nahe, dass die Einmaldosis doch nicht ausreicht, um eine Covid-19-Erkrankung zu verhindern. Hinzu kommt, dass Varianten wie Delta als infektiöser gelten und die Schutzwirkung der Impfstoffe leicht herabsetzen könnten. Eine im Fachblatt „The Lancet“ veröffentlichte Studie zeigte zudem, dass beim mRNA-Impfstoff von Biontech die Einmaldosis einen deutlich schlechteren Schutz gegen Virusvarianten bot.
Aus diesem Grund vermuten Experten, dass auch für das Johnson & Johnson-Vakzin „Ad26.COV2.S“ bald eine Auffrischung – in diesem Fall dann eine zweite Dosis – nötig sein könnte.
Das sagt der Hersteller:
Der Hersteller teilte Anfang Juli zwar mit, der Impfstoff rufe auch gegen die Varianten eine „starke“ Immunantwort hervor. Das hätten eine Studie gezeigt. Eine Auffrischung sei demnach nicht nötig. „Wir glauben, dass dieser Impfstoff das tut, wofür er entwickelt wurde, nämlich zu verhindern, dass Menschen ins Krankenhaus gehen und sie auf der Intensivstation sterben und sterben“, erklärte Studien-Co-Autorin Linda-Gail Bekker der „New York Times“.
Bei den geimpften Teilnehmern, bei denen Durchbruchsinfektionen aufgetreten waren, hätten diese in 96 Prozent der Fälle lediglich zu leichten Symptomen geführt. In weniger als 0,05 Prozent der Fälle sei es zu schweren Verläufen oder Todesfällen gekommen.
Das sagen Experten:
Allerdings legte Mitte Juli eine Preprint-Untersuchung von US-Forschern nahe, dass die Wirksamkeit des Vakzins in Bezug auf Delta deutlich reduziert sein könnte. Auch deshalb, weil von diesem Impfstoff nur eine Dosis verabreicht wird. „Die Daten unterstreichen die Bedeutung der Überwachung von Durchbruchinfektionen, die zu schwerem Covid-19 führen, und legen den Nutzen einer zweiten Impfung nach Ad26.COV2.S nahe, um den Schutz gegen die Varianten zu erhöhen“, schreiben die Wissenschaftler.
„Bei Johnson & Johnson-Impfstoff steigt bei Experten die Sorge, dass der Impfstoff für Delta-Variante nicht reicht“, twitterte auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach Ende Juni. „Hier könnte die erste Booster-Impfung, durch Biontech oder Moderna, notwendig werden.“
Und die US-Virologin Angela Rasmussen rief auf Twitter ebenfalls dazu auf, sich um eine Booster-Impfung zu bemühen, sofern jemand mit Johnson & Johnson erstgeimpft worden sei. Sie selbst habe im April ihre erste Impfung mit dem Vakzin erhalten und sich daher für eine weitere Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer entschieden.
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