Angesichts drastisch steigender Infektionszahlen verschärfen die Niederlande ihre Corona-Maßnahmen. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz am Dienstag einen "Teil-Lockdown" an.

Maskenpflicht und Schließungen

"Es tut weh, aber es ist der einzige Weg. Wir müssen strenger sein", sagte Rutte. Bars, Cafés und Restaurants müssen demnach schließen und dürfen Speisen und Getränke nur noch zum Mitnehmen anbieten. Zudem gilt die Maskenpflicht künftig in öffentlichen Räumen wie Geschäften, Museen oder Bibliotheken, bisher war dies nur eine dringende Empfehlung. "Es liegt nun an uns allen selbst", sagte der Premier in der live im TV ausgestrahlten Pressekonferenz. "Seien Sie realistische Niederländer und übernehmen Sie Verantwortung."  

In der Zeit zwischen 20 Uhr und 7 Uhr gilt darüber hinaus ein Verbot für den Verkauf und den öffentlichen Konsum von Alkohol und Cannabis. Auch Mannschaftssport für über 18-Jährige ist demnach verboten. Die Niederländer dürfen zudem nur noch drei Besucher pro Tag bei sich zu Hause empfangen und sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen. Die Regelungen gelten ab Mittwochabend 22 Uhr, in zwei Wochen will die niederländische Regierung ihre Wirksamkeit überprüfen.    

Amsterdam und Rotterdam am schlimmsten betroffen

Die Niederlande hatten monatelang eine weniger strikte Corona-Politik verfolgt als ihre europäischen Nachbarn. Allerdings tut sich die Regierung schwer damit, die zweite Welle einzudämmen. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten weisen die Niederlande derzeit die dritthöchste Rate an Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in Europa auf.

In den vergangenen sieben Tagen waren 252 Infektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet worden. Am schlimmsten betroffen sind Amsterdam und Rotterdam mit je etwa 410 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Fast in allen Regionen sei die Lage "alarmierend", sagte Rutte. Nur in Tschechien und Belgien sind die Zahlen höher. 

In der vergangenen Woche registrierte das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM fast 44.000 Neuinfektionen – 60 Prozent mehr als in der Vorwoche. Am Dienstag wurden rund 7400 Neu-Infektionen gemeldet, rund 550 mehr als am Vortag. Damit wurde erstmals die 7000-Marke überschritten. 

Auch die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen steigt den Angaben zufolge schnell an. 34 Menschen waren am Dienstag nachweislich an Covid-19 gestorben, am Vortag waren 13 Todesfälle gemeldet worden. Seit Ausbruch der Pandemie gab es nachweislich im Land rund 190.000 Infektionen und 6631 Todesfälle.

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